Protektive Wirkung des Rauchens gegen Infektion durch das Coronavirus
Seit Beginn der Epidemie stellt das Coronavirus den Grossteil der Experten vor eine Unzahl von Raetseln, die in den Medien zum Teil sehr widerspruechlich diskutiert werden. Eine der neuesten Veroeffentlichung befasst sich mit einer eventuellen protektiven Wirkung des Rauchens gegen die Infektion durch das Coronavirus
Ziele dieses Beitrages ist es, die verschiedenen Meinungen bezueglich der obengenannten Veroeffentlichung vorzustellen und zu kommentieren.
Ausgang ist die franzoesische Studie della Pitiè-Salpetrere/Paris, deren Querschnittsstudie sowohl bei ambulanten als auch bei stationaeren Covid-19-Patienten darauf hindeutet, dass Raucher, die taeglich rauchen, im Vergleich zur Allgemeinbevoelkerung eine sehr viel geringere Wahrscheinlichkeit haben, eine symptomatische oder schwere SARS-CoV-2 Infektion zu entwickeln (von 500 Covidpatienten, darunter 350 im Krankenhaus und 150 mit leichterem Verlauf, waren nur 5% Raucher (Zahir Amoura). Das bedeutet 80% weniger Raucher unter den Covid Patienten als in der allgemeinen vergleichbaren Bevoelkerung.
Diese Veroeffentlichng hat aeusserst vielseitige Kommentare seitens international anerkannten Wissenschaftlern hervorgerufen.
- Robert Koch Institut (Orginalantwort ueber e-mail, Screenshot: Corrective).
“Sehr geehrter Herr Kutzner, Danke fuer Ihre Mail. Die wenigen Studien, darunter zwei systematische Uebersichtsarbeiten (Scinexx 2020), sehen das Rauchen eher als einen Risikofaktor fuer schwere Verlaeufe von Covid-19 (siehe Kommentar A), aber insgesamt ist die Evidenz offenbar noch schwach, ob der meist kleinen Studienpopulationen, wenn es auch pathophysiologisch folgerichtig erscheint (siehe Kommentar B). Es gibt allerdings eine Diskussion im Internet, dass z.B. in China, wo die Raucherpraevalenz recht hoch ist, in manchen Studien unter den erkrankten Raucher*innen stark unterrappraesentiert waren, so dass das Rauchen deswegen vielleicht einen schuetzenden Effekt haben koennte. Dieser letzten Argumentation wuerde sich das RKI nach derzeitigem Wissen aber ausdruecklich nicht anschliessen“.
Kommentar:
- Das obengenannte Wissenschaftsmagazin hat Ende Maerz eine besondere Gefaerdung der Raucher festgestellt, da Nikotin die Bildung der fuer das Coronavirus relevanten Zellrezeptoren beguenstigt).
- Statistische Beurteilung ueber einen Studienumfang von 11 Patienten wie in diesem Fall, haben keinerlei Aussagekraft“
- “Nikotin haftet an den Zellrezeptoren an, die auch vom Coronavirus benutzt werden“ (Prof. Jean-Pierre Changeux vom Institut Pasteur und dem Collège de France)
- Nikotin oder auch andere Bestandteile des Tabakrauches „koennten eine protektive Rolle haben“, (Prof. Dr. Bernd Mayer, Universitaet Graz)
- “Raucher haben ein vermindertes Niveau der Ace2 Rezeptoren“ (European Journal of Internal Medicine)
- “Diese Studie ist nicht standfest, ganz sicher gibt es keinen schuetzenden Effekt von Tabakrauch“ (Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia)
- Prof. Michael Pfeiffer, Praesident der Deutschen Gesellschaft fuer Pneumologie: “Raucher haben grundsaetzlich ein hoeheres Risiko, Virusinfektionen zu erleiden. Darum stecken sich Raucher schneller mit dem Coronavirus an“.
Um alles auf einen Nenner hinsichtlich der Coronaepidemie zu bringen, wuerde es reichen, die von mir bereits seit laengerem der wissenschaftlichen Welt vorgestellten Theorie (von keinem bisher widerlegt): “Aerosol als einzig relevanter Uebertragungsweg des Coronavirus: epidemiologische Analyse“, anzuerkennen.
Diese Theorie fordert, dass das Coronavirus nicht ueber Troepfcheninfektion sondern ueber Aerosol uebertragen wird, und dies fast ausschliesslich in ueberfuellten, schlecht geluefteten Raeumen , in denen sich Ausscheider befinden (Sick Building Syndrome)
Raucher verbringen (auch bedingt durch das Rauchverbot an vielen Stellen) mehr Zeit im Freien gegenueber Nichtrauchern. Die durch die Ausgangssperre zwangsweise verlaengerte Aufenthaltsdauer in geschlossenen Raeumen (Wohnung) bedingt, dass die Raucher zu Hause rauchen (in den letzten Monaten ist ausserdem ein eindeutiges Ansteigen des Raucherkonsums festgestellt worden). Dies fuehrt zu einer erhoehte Lueftungsrate der Wohnung (auch seitens der nichtrauchenden Mitbewohner), womit die zur Infektion notwendige Viruslast nicht erreicht wird.